Okt 5  20 UHR

Kristen

Die diesjährige Ausgabe von PolenAllergie startet fulminant: Die experimentelle Post-Rock-Indie-Alternative-Band Kristen ist weit jenseits der polnischen Grenzen Kennern ein Begriff. Ihr Sound ist von internationalem Rang und wird von so manchem Musik-Journalisten als Antwort auf das angesehen, was sich in der amerikanischen Alternative-Szene der 90er Jahre ereignete. Ihr aktuelles Album mit dem programmatischen Titel „Las“ (poln. für „Wald“) aus dem Jahr 2016 ist ein weiterer großer Wurf der Band, die 1997 gegründet wurde.

Die Band, ursprünglich bestehend aus den drei Musikern Mateusz Rychlicki (Percussion/Electronics), Łukasz Rychlicki (Gitarre) und Michał Biela (Vocals/Bass) wird seit ihrem vorletzten, ebenfalls sehr erfolgreichen Album „The Secret Map“ durch Maciej Bączyk (Synthesizer) ergänzt, der nun festes Bandmitglied ist.

Musikalisch laden die Musiker in die verheißungsvollen Tiefen eines Klangwaldes ein, in dem Melodien, Rhythmen und Geräusche die Sinne in einen hypnotisch-experimentellen Strudel ziehen. Unzählige Elemente gibt es in der massiven Wall of Sound zu entdecken: Meditative Wiederholungen, verschwurbelte Gitarrenspielereien und verhallte, elektronische, verzerrte Klänge bilden einen eigenen, fremdartig wunderschönen Kosmos und versetzen die Zuhörerschaft in eine Art Trance-Zustand. Strukturen entstehen und fallen wieder in sich zusammen, um von neuem erschaffen zu werden. Man kann diese experimentelle, progressive Art von Musik schwer in Worte fassen, man muss sie erleben. Ein Live-Konzert von Kristen trägt in jedem Fall zum Wohlbefinden bei, vor allem, wenn man bereit ist, sich voll und ganz hinzugeben und von ihrer Sound-Welle tragen zu lassen, um einen Zustand der Vertiefung und Glückseligkeit zu erreichen. Hochgelobt von der Musikpresse sind Kristen auch auf zahlreichen internationalen Festivals aufgetreten, etwa 2012 beim Primavera-Festival in Barcelona, 2014 beim Cineast-Festival in Luxemburg und beim Incubate-Festival in Holland. Und natürlich gastieren sie stets in vorderster Reihe auf polnischen Festivals, die sich dem Art-Rock/Experimental-Genre widmen.

Für das Auge gibt es auch etwas zu erleben, denn zur Live-Musik werden Video-Collagen gezeigt, die von Stummfilmen und dem frühen Science-Fiction-Kino inspiriert sind. Ein Konzert von Kirszenbaum ist eine dunkle Postfolk-Klangreise von Tove Jansson zu Friedrich Nietzsche und darüber hinaus. Das Duo hat es bereits bis weit über die Grenzen Krakaus gebracht, sogar auf dem Taubertal Festival in Rothenburg o.d.T. kam man schon in ihren Genuss! Die beiden Künstler Kacper Szpyrka (Philosoph und Geiger) und Kuba Wiśniewski (Anglist und Songwriter) arbeiten seit Langem zusammen, haben als Formation „Pora Wiatru“ über 150 Konzerte zusammen gespielt und u.a. den Hauptpreis bei der polnischen Ausgabe des Emergenza-Festivals gewonnen. Aktuell arbeiten die beiden eng mit dem Schlagzeuger Krzysiek Zawidowski zusammen: Ihr Mini-Album „Maszyny Trurla“ widmet sich dem legendären, weltbekannten polnischen Science-Fiction-Autor Stanisław Lem. Man darf gespannt sein auf dieses außergewöhnliche Werk.

 

Fotos: Anja Duda